Damit dir das Enneagramm die tieferen Beweggründe hinter deinem Verhalten aufzeigen und helfen kann, in deiner Selbstwahrnehmung zu wachsen, musst du dir überhaupt erst einmal sicher sein, welcher Typ du bist. Verwechslungen können schonmal passieren. Diese Seite ist daher speziell dafür gedacht, Zweiern zu zeigen, ob sie sich möglicherweise selbst falsch eingeordnet haben.
Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie und warum Verwechslungen überhaupt passieren, kannst du das hier tun.
Wie bei allen Typen, die im Enneagramm nebeneinander liegen, geht es bei Einsern und Zweiern nicht so sehr um eine Verwechslung, als um die Frage, welcher Typ der Haupttyp und welcher ein Flügel ist. Da wir an anderer Stelle ausführlicher über Flügel sprechen, geht es hier nur den Hauptunterschied zwischen den beiden Typen.
Die Bereiche, in denen sich die Persönlichkeiten von Einsen und Zweien überschneiden, sind ihr bewusster Drang, hilfreich zu sein. Die Motivation hinter diesen Antrieben ist jedoch grundlegend unterschiedlich. Einsen sind prinzipienbasiert. Ihr Wunsch, hilfreich zu sein, kommt aus ihrem Bedürfnis, das Richtige zu tun. Zweier hingegen sind viel persönlicher. Sie sehen die Hilfe, die sie anbieten, als Basis zur Beziehungsbildung. Deshalb sind sie viel schneller darin, enge Verbindungen zu knüpfen als Einsen, die ihre Autonomie viel mehr schätzen. Das sieht man auch an ihren Ausdrucksweisen: Einsen halten ihre positiven Gefühle viel besser zurück als ihre kritischen, während es bei Zweien genau umgekehrt ist: Sie drücken ihre positiven Gefühle schnell aus, sind aber viel langsamer darin, ihren Ärger und ihre Frustration zu zeigen.
Wie bei allen Typen, die im Enneagramm nebeneinander liegen, geht es bei Zweiern und Dreiern nicht so sehr um eine Verwechslung als um die Frage, welcher Typ der Haupttyp und welcher ein Flügel ist. Da wir an anderer Stelle ausführlicher über Flügel sprechen, geht es hier nur den Hauptunterschied zwischen den beiden Typen.
Die Hauptquelle der Verwirrung bei diesen beiden Typen ist normalerweise, dass beide viel Charme besitzen sowie das Bedürfnis, geliebt zu werden. Beide verfügen über die Fähigkeit, andere Leute dazu zu bringen, sie zu mögen. Aber der Unterschied wird ziemlich klar, wenn man sich genau ansieht, wie sie es tun:
Zweier schenken anderen Menschen Aufmerksamkeit in der Hoffnung, als Freund oder Partner geschätzt zu werden. Sie stellen andere über ihre eigenen Bedürfnisse, um Nähe zu schaffen. Dreier hingegen sind weniger darauf bedacht, der anderen Person Aufmerksamkeit schenken, als sich selbst zum unwiderstehlichen Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu machen.
Die einfachste Art, es zusammenzufassen, ist folgende: Zweier suchen Intimität und sind großartig darin, andere dazu zu bringen, bei ihnen sein zu wollen. Dreier haben eher Angst vor Intimität und sind stattdessen großartig darin, andere dazu zu bringen, in ihrer Nähe sein zu wollen (aber immer in angenehmer Distanz).
Dies ist eine Verwechslung, die selten vorkommt. Zwar können sowohl Zweier als auch Vierer sehr emotional und auf Beziehungen ausgerichtet erscheinen, aber sie werden normalerweise schnell an ihren grundlegend unterschiedlichen Ansätzen erkannt: Zweier gehen auf andere zu und bieten sich ihnen an, während Vierer sich von anderen zurückziehen in der Hoffnung, dass man nach ihnen suchen wird.
Zweier sind sehr auf die Gefühle anderer abgestimmt und neigen dazu, ihre eigenen Gefühle zu vernachlässigen. Vierer sind sehr auf ihre eigenen Gefühle abgestimmt und neigen dazu, die Gefühle anderer zu vernachlässigen.
Oder um es noch knapper und dramatischer zu machen (etwas, das beide Typen sicherlich zu schätzen wissen): Vierer suchen jemanden, der sie rettet, Zweier suchen jemanden, den sie retten können. Das macht zwar ein gutes (wenn auch etwas gefährliches) Team aus – macht es aber auch sehr unwahrscheinlich, dass die beiden verwechselt werden.
Nun ja. Sagen wir einfach, diese Verwechslung passiert eigentlich nicht. Wenn es so etwas wie polare Gegensätze auf dem Enneagramm gibt (was es nicht wirklich tut), dann wäre eines der wenigen gültigen Paare Zweier und Fünfer.
Zweier sind emotional expressive Menschenfreunde. Sie wollen und brauchen es, von anderen umgeben und von ihnen gebraucht zu werden. Fünfer hingegen sind emotional distanziert und Ideenfreunde. Sie wollen mit ihren wunderbaren Köpfen und Gedanken allein gelassen werden und vorzugsweise von niemandem gebraucht werden.
Allein das sollte ausreichend klären, warum diese Verwechslung den kürzesten Absatz von allen bekommt.
Zweier und Sechser tragen ihr Potenzial für Verwechslungen schon im Namen. Impliziert nicht das Anbieten von Hilfe eine Art loyale Grundhaltung, und bedeutet nicht Treue in der Regel, sich den Menschen, die man liebt, anzubieten? Stimmt. Aber natürlich sind es nicht die Namen, die diese Persönlichkeitstypen definieren. Da sie jedoch häufig verwechselt werden, müssen wir uns ein wenig genauer ansehen, warum das so ist und wie man die beiden auseinanderhalten können.
Das Hauptproblem, das Zweier dazu verleitet zu denken, sie seien Sechser (und umgekehrt), ist, dass ihr Verhalten ähnlich warm und einnehmend ist. Beide setzen viel daran, von anderen gemocht zu werden. Sie können auch beide sehr emotional sein. Aber wie wir zuvor gesagt haben: Allein das Verhalten ist nicht der entscheidende Indikator – die Motivation dahinter ist es. Und hier zeigt sich der entscheidende Unterschied:
Zweier sind warm und freundlich, weil sie anderen nahe sein wollen. Sie wollen herausfinden, was ihr Gegenüber braucht und es ihnen geben, um sich wertgeschätzt zu fühlen. Sie wollen, dass die andere Person sich sicher fühlt.
Sechser dagegen sind so freundlich, weil sie sich selbst sicher fühlen wollen. Indem sie freundlich sind, stellen sie sicher, dass jeder sie mag. Aber sie tragen ihr Herz nicht auf der Zunge wie viele Zweier. Wenn man sie auf dem Introvertierten-Extrovertierten-Spektrum einordnen würde, wären Sechser weiter auf der introvertierten Seite, mit mehr Problemen wie Angst, Unentschlossenheit und Selbstzweifeln, während Zweier viel weiter auf der extrovertierten Seite stünden. Die Herausforderung der Zwei besteht im Gegensatz zur Sechs darin, manipulativ zu werden (und sich dabei selbst zu schaden).
Man könnte sagen, während beide wirklich gut darin sind, Leute dazu zu bringen, sie zu mögen, tun Sechser es, weil sie von anderen abhängig sind, während Zweier es tun, weil sie sich (unbewusst) wünschen, dass andere von ihnen abhängig sind.
Was Siebener dazu veranlasst, sich selbst als Zweier zu identifizieren und, wenn auch seltener, Zweier als Siebener, ist ihre scheinbar ähnliche Art, emotional expressiv zu sein und tiefe Gefühle zu haben. Beide Typen mögen es, Menschen um sich herum zu haben, und fallen eher auf die extrovertiertere Seite des Spektrums. Sie können auch beide sehr großzügig mit ihrer Zeit und Ressourcen sein.
Wenn man jedoch genauer hinsieht, beginnt man schnell Unterschiede zu erkennen. Ja, beide mögen es, sich mit Menschen zu umgeben. Aber während Zweier ein Teil des Lebens ihrer Lieben sein wollen, das Zentrum einer Gemeinschaft und die Vertrauten der Menschen, in die sie investieren, wollen Siebener nicht so stark involviert sein. Sie sind lieber das Zentrum der Party sein und zur nächsten weiterziehen, sobald ihnen langweilig ist.
Mit anderen Worten: Während Zweier gebraucht werden wollen und es (unbewusst) genießen, wenn andere von ihnen abhängig sind, wollen Siebener definitiv nicht, dass irgendjemand zu sehr von ihnen abhängig ist – es würde sie nur einengen und ihnen ihre geschätzte Freiheit nehmen.
Das zeigt sich auch in der Art und Weise, wie Siebener das Leben angehen, nämlich hauptsächlich kognitiv. Ihre Emotionen, obwohl oft schnell, flüchtig und dramatisch, bleiben oft an der Oberfläche. Die Emotionen der Zwei hingegen sind tief, sie sind warm und neigen nicht so schnell zu Veränderungen. Es ist ein bisschen wie zwei Pfützen, die an der Oberfläche gleich aussehen. Aber während man in die eine ohne Zögern hineinspringen und einfach Spaß haben kann, entpuppt sich die andere als Teich, in dem man schwimmen und tauchen kann.
Hier haben wir eine der häufigsten Verwechslungen sowohl für Achter als auch für Zweier. Auch wenn es für Außenstehende offensichtlich erscheinen mag, dass sie völlig unterschiedlich sind, gibt es eine große Ähnlichkeit in ihrem Verhalten (was übrigens der Grund ist, warum sie im Enneagramm durch eine Linie verbunden sind):
Zweier können ziemlich dominierend und intensiv sein, besonders solche in Führungspositionen (und noch spezieller, wenn sie Männer sind, die unsere Kultur oft ohnehin zu diesem Verhalten drängt). Diese Verhaltensweisen kommen direkt aus dem Regelbuch der Achter. Gleichzeitig können die starken Emotionen der Achter und ihre leidenschaftliche Fürsorge für andere sie manchmal denken lassen, sie seien Zweier.
Hierzu zwei wichtige Dinge: Erstens dominieren Zweier nie offen, wie Achter es tun. Die Art und Weise, wie die Zwei Kontrolle ausübt, wird immer unter dem Vorwand der Fürsorge für andere geschehen. Zweier treten nicht in direkte und offene Machtkämpfe ein, was Achter natürlich vorkommt und sogar lieb ist. Das gilt sowohl für das Arbeitsumfeld als auch für ihre persönlichen Beziehungen.
Zweitens ist die Motivation hinter ihrem Verhalten unterschiedlich. Achter dominieren, weil sie Macht und Stärke behaupten müssen. Zweier dominieren – verdeckt –, um zu gewährleisten, dass andere von ihnen abhängig bleiben. Es ist eine Art Top-down- versus Bottom-up-Situation. Die Ergebnisse mögen zunächst ähnlich aussehen, aber die Motivationen kommen aus entgegengesetzten Richtungen.
Zweier und Neuner sind ein weiteres gutes Beispiel für Typen, die auf den ersten Blick ähnlich erscheinen, aber bei genauerem Hinsehen deutliche Unterschiede offenbaren. Beide Typen konzentrieren sich auf andere, stellen die Bedürfnisse anderer vor ihre eigenen und sorgen dafür, dass sich Menschen geliebt und sicher fühlen. Neuner könnten insbesondere den Helfer-Typ mit dem „liebevollen“ Typ verwechseln und, weil sie sich selbst als liebevoll ansehen, glauben, sie wären Zweier.
Natürlich ist jeder Typ in der Lage, andere zu lieben. Sie drücken ihre Liebe aber unterschiedlich aus. Und das gilt auch für Zweier und Neuner. Die Liebe der Neun ist recht selbstlos, unaufdringlich und entgegenkommend: Man kann bei ihnen man selbst sein, ohne dass sie viel im Gegenzug verlangen. Klar, sie wollen auch geliebt werden, aber sie können geduldig sein und sich damit zufriedengeben, darauf zu warten.
Zweier hingegen sind sich ihrer Gefühle sehr bewusst. Eine durchschnittliche Zwei gibt Liebe, um selbst im Gegenzug Liebe und Bestätigung zu erhalten. Während Neuner die Bedürfnisse anderer vor ihre eigenen stellen, weil sie ihren eigenen Bedürfnisse gar nicht kennen, kennen Zweier ihre Bedürfnisse sehr gut. Sie denken bloß, dass das direkte Bitten um deren Erfüllung egoistisch wäre.
Um es positiv zu formulieren: Bei Neunern fühlen sich Menschen sicher, ohne sich jemals schuldig oder unter Druck gesetzt fühlen. Zweier lassen Menschen sich umsorgt fühlen und leisten die praktische Arbeit, um ihre Bedürfnisse tatsächlich zu erfüllen.