Damit dir das Enneagramm die tieferen Beweggründe hinter deinem Verhalten aufzeigen und helfen kann, in deiner Selbstwahrnehmung zu wachsen, musst du dir überhaupt erst einmal sicher sein, welcher Typ du bist. Verwechslungen können schonmal passieren. Diese Seite ist daher speziell dafür gedacht, Achtern zu zeigen, ob sie sich möglicherweise selbst falsch eingeordnet haben.
Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie und warum Verwechslungen überhaupt passieren, kannst du das hier tun.
Diese Verwechslung kann tatsächlich ziemlich oft passieren, obwohl es viel wahrscheinlicher ist, dass sich Einsen als Achter sehen als umgekehrt. Du wirst gleich sehen, warum.
Einsen und Achter teilen sich nicht nur dieselbe Gruppe, sondern auch einige ähnlich aussehende Verhaltensweisen: starke, willensbasierte Entscheidungsfindung, handlungsorientierte Lebensweisen, und vor allem ein starkes Gerechtigkeitsempfinden.
Dieser letzte Punkt zeigt jedoch am deutlichsten, wo sich Einsen und Achter grundlegend unterscheiden: Einsen sehen Gerechtigkeit als moralisches Prinzip, das aufrechterhalten werden muss, und denken viel darüber nach, wie man alle fair und gleich behandeln kann – deshalb sind sie so gute Richter, Anwälte und Reformer: Sie sind großartig darin, das logisch unanfechtbare Argument zu finden, warum ihre Position die moralisch richtige ist.
Achter hingegen denken nicht viel über Gerechtigkeit als abstraktes Prinzip nach. Stattdessen können sie es einfach nicht ertragen, zu sehen, wie die Schwachen auf der Straße schikaniert werden. Sie denken selten in allgemeinen Begriffen über Gerechtigkeit für alle nach, sondern in konkreten Handlungen: der Schutz ihrer Familie, ihrer Freunde, ihre Gruppe – nicht, indem sie sie mit dem moralisch richtigen Argument überzeugen, sondern durch reine Willenskraft.
Das ist der Grund, warum sich einige Einsen gerne als Achter sehen würden: Sie besäßen gerne die natürliche Autorität und Aggressivität der Acht. Nicht, dass Einsen keine großartigen Führer sein können. Aber der wirklich aggressive Typ – derjenige, der durch reine Stärke dominiert, nicht durch das moralische Übergewicht – ist nunmal Typ Acht.
Hier haben wir eine der häufigsten Verwechslungen sowohl für Achter als auch für Zweier. Auch wenn es für Außenstehende offensichtlich erscheinen mag, dass sie völlig unterschiedlich sind, gibt es eine große Ähnlichkeit in ihrem Verhalten (was übrigens der Grund ist, warum sie im Enneagramm durch eine Linie verbunden sind):
Zweier können ziemlich dominierend und intensiv sein, besonders solche in Führungspositionen (und noch spezieller, wenn sie Männer sind, die unsere Kultur oft ohnehin zu diesem Verhalten drängt). Diese Verhaltensweisen kommen direkt aus dem Regelbuch der Achter. Gleichzeitig können die starken Emotionen der Achter und ihre leidenschaftliche Fürsorge für andere sie manchmal denken lassen, sie seien Zweier.
Hierzu zwei wichtige Dinge: Erstens dominieren Zweier nie offen, wie Achter es tun. Die Art und Weise, wie die Zwei Kontrolle ausübt, wird immer unter dem Vorwand der Fürsorge für andere geschehen. Zweier treten nicht in direkte und offene Machtkämpfe ein, was Achter natürlich vorkommt und sogar lieb ist. Das gilt sowohl für das Arbeitsumfeld als auch für ihre persönlichen Beziehungen.
Zweitens ist die Motivation hinter ihrem Verhalten unterschiedlich. Achter dominieren, weil sie Macht und Stärke behaupten müssen. Zweier dominieren – verdeckt –, um zu gewährleisten, dass andere von ihnen abhängig bleiben. Es ist eine Art Top-down- versus Bottom-up-Situation. Die Ergebnisse mögen zunächst ähnlich aussehen, aber die Motivationen kommen aus entgegengesetzten Richtungen.
Es gibt tatsächlich eine ganze Reihe von Dreiern, die sich für Achter halten – viel mehr als umgekehrt. Da beide Typen durchsetzungsfähig sind, Effizienz mögen und oft sehr erfolgreich sind, verwechseln Dreier diese Qualitäten mit denen eines Achters. Manchmal sehen sie auch die weniger schmeichelhaften Aspekte ihres Typs und wollen einfach lieber eine Acht sein.
Doch hier ist der große Unterschied: Achtern geht es um Macht. Sie sind Führungspersonen und Dealmacher, die die Welt um sie herum nach ihrer persönlichen Vision gestalten wollen. Sie reden nicht viel um den heißen Brei herum, lassen dich wissen, wer das Sagen hat, und werden nicht ihr Verhalten ändern, um anderen zu gefallen.
Im Zentrum der Weltanschauung der Drei steht jedoch nicht die Macht, sondern Anerkennung. Im Gegensatz zur Acht ist es geradezu ihre Spezialität, ihr Verhalten zu ändern, um bei anderen gut dazustehen. Dreier fürchten das Scheitern, weil es ihr perfektes Bild beschädigen könnte. Achter kümmern sich nicht so sehr darum, ob sie scheitern – es macht sie nur stärker.
Noch kümmert Achter die Meinung anderer, solange sie bekommen, was sie wollen. Bei Dreiern dagegen dreht sich alles um die Meinung anderer. Es ist die Hauptmotivation für ihr Tun. Deshalb kann es einschüchternd sein, in der Nähe von Achtern zu sein, während Dreier ihr Bestes tun werden, ihre Gesellschaft so verführerisch wie möglich zu gestalten.
Dies ist eine weitere dieser Verwechslungen, die höchst unwahrscheinlich erscheint, bis man einen Aspekt betrachtet, der sie ähnlich aussehen lässt: Beide Typen können sehr leidenschaftlich sein, und Achter interpretieren ihre intensiven Gefühle und ihr Gefühl der Entfremdung gelegentlich als Zeichen, eine Vier zu sein.
Dort enden die Ähnlichkeiten aber auch schon wieder. Achter härten sich nämlich in Anbetracht dieser Emotionen ab, um ihr Gefühl der Selbstkontrolle aufrechtzuerhalten. Sie wollen es schnell hinter sich haben. Vierer wollen nichts hinter sich haben. Sie wollen ihren Schmerz annehmen und erkunden ihn so lange, wie es nötig ist.
Auf eine seltsame Weise könnte man Achter als Vierer beschreiben, die nach innen gekehrt sind: Während beide viel besser als andere Typen emotionale Schwierigkeiten ertragen, tun sie dies auf völlig unterschiedliche Weise. Achter stählen sich gegen emotionalen Schmerz und versuchen (oft erfolgreich… für eine Weile), ihn durch reine Willenskraft niederzuringen. Vierer gehen den entgegengesetzten Weg und tauchen in den Schmerz ein. Sie fühlen sich so wohl darin, dass er ihnen nicht auf dieselbe Weise schadet, wie er es bei anderen tun würde.
Noch eine Metapher, um diesen Punkt zu verdeutlichen: Wenn man sich Schmerz als eine Kugel vorstellt, die auf dich abgeschossen wurde, versteift sich die Acht so sehr, dass die Kugel einfach von ihr abprallt. Die Vier dagegen macht sich so weich, dass sie den Aufprall vollständig absorbiert und damit dessen tödliche Wirkung entkräftet.
Dieses Paar wird nur in bestimmten Situationen verwechselt: die Acht, wenn sie gestresst sind, was dazu führt, dass sie sich zurückziehen und umorganisieren wie Fünfer, und die Fünf, wenn sie reif und entspannt sind, was ihnen die Durchsetzungskraft der Acht schenkt.
Fünfer und Achter haben allerdings unterschiedliche Ausgangspunkte. Obwohl beide sehr unabhängig sind und bereit, für diese Unabhängigkeit zu kämpfen (und daher Schwierigkeiten haben, Verletzlichkeit zu zeigen), tun Achter dies, um ihre Macht zu behaupten und zu erhalten, während Fünfer es tun, um die Unantastbarkeit ihrer Privatsphäre zu bewahren.
Achter reagieren auf Bedrohungen, indem sie sich ihnen direkt gegenüberstellen und ihre natürliche Energie und Autorität nutzen, um sich durchzusetzen. Fünfer ziehen sich zurück, kappen die Verbindungen zu anderen und reduzieren ihre Abhängigkeiten. Das ist ein bisschen wie ein Pferd, das dich tritt, wenn du etwas tust, das ihm nicht gefällt (die Acht), im Vergleich zur Schnecke, die ihre Fühler einzieht und sich in ihr Gehäuse zurückzieht, bis jeder, der sie gestört hat, wieder gegangen ist (die Fünf).
Der Hauptgrund, warum man Sechser und Achter verwechseln kann, liegt darin, dass Sechser auf zweierlei Weise auf ihr Kernbedürfnis nach Sicherheit reagieren: Entweder indem sie sich den Dingen unterwerfen, die ihnen Sicherheit geben, oder indem sie sich aggressiv gegen sie auflehnen. Diese Aggression kann sie ähnlich wie Achter aussehen lassen. Aber wie wir gleich sehen werden, hat sie einen anderen Ursprung.
Achter sind durchweg aggressiv. Nicht unbedingt im gewalttätigen Sinne, sondern weil sie sich wohl dabei fühlen, ohne Zögern für das zu kämpfen, was sie wollen und brauchen. Wenn sich eine Acht widersetzt, stellt sie sich dir offen entgegen.
Sechser würden niemals so weit gehen. Ja, sie werden Widerstand leisten, aber nur bis zu dem Punkt, an dem sie das Gefühl haben, noch kein zu großes Risiko für ihre Sicherheit einzugehen. Achter sind grundlegend unabhängig, während Sechser einen Rahmen brauchen, auf den sie sich verlassen können. Wenn diese Typen Widerstand leisten, kämpfen sie für verschiedene Dinge: Sechser, um ein Gefühl der Sicherheit wiederzugewinnen, Achter, um ein Gefühl der Überlegenheit wiederzugewinnen.
Wie bei allen Typen, die im Enneagramm nebeneinander liegen, geht es bei Siebenern und Achtern nicht so sehr um eine Verwechslung als um die Frage, welcher Typ der Haupttyp und welcher ein Flügel ist. Da wir an anderer Stelle ausführlicher über Flügel sprechen, geht es hier nur den Hauptunterschied zwischen den beiden Typen.
Beide Typen nutzen eine Form der Aggression, um das zu bekommen, was sie wollen. Sie sind oft mächtige Persönlichkeiten, die für andere einschüchternd sein können, allerdings aus unterschiedlichen Gründen: Siebener scheinen oft so ein erstaunliches, aufregendes Leben zu führen, dass andere im Vergleich zu ihnen blass erscheinen. Achter hingegen überwältigen Menschen einfach mit ihrer starken Persönlichkeit.
Das liegt daran, dass die Kernmotivation beider Typen unterschiedlich ist – was dir helfen wird zu unterscheiden, was dein Flügel und was dein Haupttyp ist: Siebener wollen Gefühle wie Angst und Schmerz tunlichst vermeiden. Deshalb füllen sie ihr Leben mit möglichst vielen positiven und aufregenden Dingen und arbeiten hart dafür. Achter wollen dagegen Gefühle der Unterlegenheit und Verletzlichkeit vermeiden, weshalb sie einfach versuchen, sie zu besiegen.
Achter suchen nicht nach Ablenkung, sondern nach Dominanz. Ebenso sind Siebener nicht so sehr an Macht interessiert wie die Acht. Sie machen Witze über die Widrigkeiten des Lebens, während Achter sie einfach niederstarren.
Wie bei allen Typen, die im Enneagramm nebeneinander liegen, geht es bei Achtern und Neunern nicht so sehr um eine Verwechslung als um die Frage, welcher Typ der Haupttyp und welcher ein Flügel ist. Da wir an anderer Stelle ausführlicher über Flügel sprechen, geht es hier nur den Hauptunterschied zwischen den beiden Typen.
Achter und Neuner sind, obwohl sie nebeneinander im Enneagramm liegen, sehr unterschiedliche Typen. Das sieht man an ihrer zugrundeliegenden Motivation: Achter finden Konflikte anregend und belebend, da sie ihnen die Chance geben, sich stark und geschützt zu fühlen. Ein Neuner-Flügel mildert die Intensität der Acht und lässt sie besser vermitteln, statt einfach ihren Willen durchzusetzen. Ihr Hauptantrieb kommt aber immer noch aus dem Verlangen, sich durch Dominanz zu schützen.
Die Kernmotivation der Neun ist im Vergleich dazu, in Frieden mit sich selbst und ihrer Umgebung zu bleiben. Offenen Konflikt vermeiden Neuner so weit wie möglich. Ein Achter-Flügel macht sie durchsetzungsfähiger und energischer, aber er wird ihre grundlegende Sanftheit nicht in die Intensität einer Acht verwandeln.